Peer-Arbeit-Obdachlosigkeit – Wohnungslosigkeit- Begriff- Peer – Straßensozialarbeit

Was genau ist Peer-Arbeit?

Unter Peer-Arbeit im Rahmen der Obdachlosigkeit versteht man den Einsatz von Menschen, die selbst Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit gemacht haben, um andere Betroffene zu unterstützen.

Das Grundprinzip ist: „von Betroffenen für Betroffene“ – also Hilfe auf Augenhöhe.
Peers bringen nicht nur theoretisches Fachwissen mit, sondern auch ihre eigenen Erlebnisse, Emotionen und Bewältigungsstrategien. Dadurch entsteht eine besondere Form von Vertrauen, das reine Fachkräfte ohne diese Erfahrung oft schwerer aufbauen können.

Typische Merkmale von Peer-Arbeit in diesem Bereich:

  1. Geteilte Lebenserfahrung
    Die Peer-Mitarbeitenden haben selbst Obdachlosigkeit erlebt und können dadurch authentisch nachvollziehen, was die Ratsuchenden durchmachen.
  2. Beziehungsarbeit auf Augenhöhe
    Peers begegnen Klient*innen nicht als „Experten von außen“, sondern als Menschen, die ähnliche Wege gegangen sind. Das kann Barrieren abbauen, vor allem Misstrauen gegenüber Institutionen.
  3. Praktische Unterstützung
    Hilfe bei Behördengängen, Begleitung zu medizinischen Terminen, Unterstützung bei Wohnungssuche, Vermittlung zu Beratungsstellen.
  4. Empowerment
    Ziel ist nicht nur, Probleme zu lösen, sondern Selbstwirksamkeit und Hoffnung zu fördern – nach dem Motto: „Wenn ich es geschafft habe, kannst du es auch.“
  5. Vermittlerrolle
    Peers können zwischen Betroffenen und professionellen Hilfesystemen vermitteln, Missverständnisse klären und kulturelle oder sprachliche Hürden überbrücken.

Beispiel:
Ein ehemaliger wohnungsloser Mensch arbeitet heute in einer Streetwork-Gruppe. Er spricht gezielt Menschen an, die in Parks oder Bahnhöfen übernachten, teilt Informationen zu Notunterkünften, begleitet zu Terminen und teilt eigene Erfahrungen, um zu motivieren.

Peer-Arbeit Beispiel – Neunerhaus – Wien Webseite

Nachteile und Grenzen der Peer – Arbeit?

Nachteile und Herausforderungen

Belastung für Peers

  • Compassion Fatigue: Peers mit eigener Vorgeschichte (z. B. psychische Belastungen, Sucht) laufen Gefahr, bei der Arbeit erneute Belastungserfahrungen zu machen. Forschung dazu ist bislang begrenzt.
  • Grenzprobleme und Rückfälle: Besonders bei Drehschnittstellen wie Sucht und Wohnungslosigkeit müssen Peers ihre eigenen Trigger kennen. Andernfalls droht Überlastung oder gar Rückfall.

Strukturelle und organisatorische Risiken

  • Rollen-Unsicherheit: Unklare Abgrenzungen zur Facharbeit führen zu innerbetrieblichen Spannungen und möglicher Entwertung der Peer-Rolle.
  • Unterstützungssysteme:
  • Wichtig sind klare Strukturen, Supervision oder Fortbildungen für Peers sonst kann es schnell zu mangelnder Anerkennung und vorschnellem Scheitern führen.

Interessante Link-Verweise:

Wissenschaftliche Studie zum Thema Peer-Arbeit Link ( Springer)

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